Helfer vor Ort: Seit 20 Jahren immer schnell zur Stelle

Helfer vor Ort: Seit 20 Jahren immer schnell zur Stelle

Bei medizinischen Notfällen kommt es mitunter auf jede Minute an. Gerade im ländlichen Raum brauchen Rettungskräfte wegen der weiteren Anfahrtswege oft ein wenig länger bis zum Einsatzort. In Wurmannsquick und Umgebung sorgt seit genau 20 Jahren die örtliche Gruppe der "Helfer vor Ort" (HvO) des BRK-Kreisverbands dafür, dass Menschen in gesundheitlichen Notlagen so schnell wie möglich geholfen werden kann. Das Jubiläum feiert die HvO-Gruppe, deren ehrenamtlich tätige Mitglieder allesamt über eine fundierte medizinische Ausbildung verfügen, am kommenden Samstag, 27. August, ab 18 Uhr mit einem großen Fest am Wurmannsquicker Marktplatz. Bereits ab 17 Uhr wird am Kirchenplatz das neue, 2020 angeschaffte Einsatzfahrzeug gesegnet.

  Dass der Bedarf für schnelle Hilfe "aus der Nachbarschaft" dringend besteht, verdeutlicht vor allem eine Zahl: "In den 20 Jahren unseres Bestehens hatten wir fast 1500 Einsätze", berichtet Johannes Heller, der die HvO-Gruppe Wurmannsquick seit Anfang 2021 leitet. Über die Jahre ist die Zahl der Alarmierungen freilich deutlich gestiegen – und das liegt nicht nur daran, dass das abgedeckte Gebiet mittlerweile teilweise bis in den Gemeindebereich Zeilarn und bis nach Mitterskirchen reicht. "Am Anfang waren es 30 Einsätze pro Jahr, 2021 waren es 141", schildert Johannes Heller. "Die Menschen werden im Schnitt einfach älter", nennt er einen Grund für die Entwicklung. Das Spektrum der Alarmierungen ist dabei breit, es reicht von Autounfällen und Bränden über Herzinfarkte und Schlaganfälle bis hin zum Kreislaufkollaps. Immer wieder müsse man dabei auch Betroffene reanimieren, schildert Heller, der selbst seit 13 Jahren dabei ist.

"Im Schnitt sind wir sechs Minuten vor dem Rettungswagen vor Ort", rechnet der 30-Jährige vor. Und dieser Zeitgewinn könne entscheidend sein – denn sei eine Wiederbelebung fällig, sinke die Überlebenschance der betroffenen Person mit jeder verstreichenden Minute um etwa zehn Prozent. Alarmiert werden die Helfer vor Ort dabei jeweils regulär über die Integrierte Leitstelle.

Den Anstoß zur Gründung der HvO-Gruppen gab vor gut 20 Jahren BRK-Kreisgeschäftsführer Herbert Wiedemann. Aus den Reihen jener Aktiven der BRK-Bereitschaft Eggenfelden, die in Wurmannsquick wohnten, sei dann die Initiative zur Gründung der örtlichen HvO-Gruppe entstanden, blickt Johannes Heller in die Chronik. Am 24. Juni 2002 sei schließlich die Gründungsversammlung mit 15 Teilnehmern erfolgt. Zum ersten Leiter wurde damals Stephan Reff bestimmt, sein Stellvertreter war Andreas Grötzinger.

 Der Betrieb der fünften HvO-Ortsgruppe im Landkreis – nach Bayerbach, Massing, Tann und Bad Birnbach – sollte damals zum 1. September aufgenommen werden. Das war freilich nicht ganz zu halten, letztlich wurde es dann der 20. September. Bis zum ersten Einsatz verstrichen schließlich einige weitere Wochen: Am 31. Oktober 2002 rückte Alois Hofer aus, um einer Person nach einer Tablettenintoxikation Hilfe zu leisten. Als eines von drei Gründungsmitgliedern gehört Alois Hofer heute noch zum Team und ist auch noch als Fahrer aktiv.
  

Heute hat die Gruppe 29 Mitglieder, darunter zwölf aktive Fahrer, die sich die Dienste untereinander aufteilen. "Unsere Kernzeiten sind von 18 Uhr abends bis 6 Uhr morgens sowie am Wochenende", erklärt Johannes Heller. Denn bei der HvO-Tätigkeit handle es sich um ein reines Ehrenamt. Im Schnitt komme man so auf drei bis vier Bereitschaftsdienste pro Monat, schildert Heller. Nachwuchsprobleme gebe es glücklicherweise nicht. "Es kommen immer wieder Neumitglieder dazu", schildert er. Viele Mitglieder der Gruppe seien auch bei der Feuerwehr aktiv, dort gebe es oft den ersten Kontakt mit neuen Interessenten. Alle Mitglieder sind ebenfalls bei der BRK-Bereitschaft Eggenfelden aktiv, teils ehren- und teils auch hauptamtlich.

Wurden die Einsätze in den Anfangszeiten der HvO-Ortsgruppe noch mit Privatfahrzeugen geleistet, verfügen die Ehrenamtlichen seit 2005 auch über ein eigenes Fahrzeug. Mithilfe von Sponsoren konnte damals ein 3er BMW angeschafft werden, in dem die medizinische Ausrüstung fest installiert wurde. Nach einem Unfall mit Totalschaden im Januar 2011 – Johannes Heller musste damals auf dem Weg zu einem Einsatz bei winterlichen Straßenverhältnissen einem anderen Fahrzeug ausweichen, das ins Rutschen geraten war – musste ein neues Auto angeschafft werden. Dank einer Spendenaktion samt Haussammlung konnte ein Renault erworben werden, der im Juli 2011 eingeweiht wurde. Da dieser aber immer reparaturanfälliger wurde, schaffte man 2020 einen 2er BMW an. Schon 2018 hatte man dazu mit dem Sammeln von Spenden begonnen, 5000 Euro steuerte der BRK-Kreisverband bei. 

Im Ort ist das neue Fahrzeug durchaus präsent, was auch an der optischen Gestaltung liegt. Zu den Neonfarben kommt an der Seite noch ein auffälliger grüner Lindwurm, das Wurmannsquicker "Wappentier". "Die Bürger sollen ja schließlich sehen, was aus ihren Spendenmitteln geworden ist", schmunzelt Johannes Heller. Im Rahmen des großen Jubiläumsfests am Samstag soll es nun auch offiziell eingeweiht werden. Für das leibliche Wohl ist bei dem Fest bestens gesorgt, für Unterhaltung sorgt das "Lederhosenduo" Hermann und Ruppi.

Vorfreude auf die Jubiläumsfeier und die Einweihung des neuen Fahrzeugs herrscht bei (von links) Christina Schönberger, Stefan Kirschner, Johannes Heller, Tobias Schemmer, Andreas Brandl, Alois Hofer, Kevin Kainz, Konrad Wiesmeier, Lukas Knepper, Alois Berghammer, Florian Kainz, Tamara Kirschner, Lukas Ferschmann, Alexander Seidel, Andrea Kaiser und Julian Moser. −Foto: Hahn